Bürgermeister Christoph Tesche hat bei einer Pressekonferenz am Dienstag, 23. Januar, die Bürgerschaft von Recklinghausen aufgerufen, sich möglichst zahlreich am sogenannten Koffermarsch zu beteiligen. Dieser findet am kommenden Freitag, 26. Januar, zum zweiten Male statt. Anlass ist der internationale Holocaust-Gedenktag.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn viele Bürgerinnen und Bürger durch ihre Teilnahme ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung setzen“, sagte Christoph Tesche.
Initiiert wird der Koffermarsch von der Jüdischen Kultusgemeinde, den beiden großen christlichen Kirchen und der muslimischen Gemeinde an der Dortmunder Straße (VIKZ).
Der Koffermarsch findet einen Tag vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag statt, der am Samstag, 27. Januar, weltweit unter dem Motto #WeRemember steht. Bürgermeister Tesche beteiligt sich bereits seit Jahren an der Aktion, bei der Prominente und politisch Verantwortliche im ganzen Land den Slogan #WeRemember über ihre Netzwerke transportieren, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
„Die aktuellen Entwicklungen haben mich dazu bewogen, noch einmal in der breiten Öffentlichkeit für den Koffermarsch zu werben. In erster Linie wollen wir den durch die Nazis deportierten Jüdinnen und Juden gedenken, aber es geht auch darum, für unsere Demokratie deutlich sichtbar Flagge zu zeigen, so wie das 12.000 Bürgerinnen und Bürger bereits bei der Kundgebung am vergangenen Samstag getan haben“, erklärte Christoph Tesche.
Weil die Organisator*innen davon ausgehen, dass sich deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr bei der Premiere beteiligen (2023 zogen 200 Menschen von der Christuskirche zur Synagoge), wurde das Programm ein wenig verändert. Insbesondere hat das Auswirkungen auf die Route des Marschs. Startpunkt ist in diesem Jahr nicht die Christuskirche, sondern der Rathausplatz. Treffpunkt ist am Freitag um 14:30 Uhr. Nach Grußworten der Organisator*innen und des Bürgermeisters geht es von dort durch die Innenstadt zur Synagoge.
Die Teilnehmer*innen werden gebeten, einen Koffer, Kerzen oder ein Schild mit der Aufschrift #WeRemember mitzuführen. Die Koffer sollen daran erinnern, wie jüdische Mitbürger*innen damals nur mit ihren allernötigsten Habseligkeiten ihr Zuhause und die Stadt verlassen mussten. Die meisten wurden in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. Die Namen von 215 deportierten Mitgliedern der Jüdischen Kultusgemeinde werden am 26. Januar an den Säulen der Synagoge zu lesen sein. Die Veranstaltung geht dort mit einem interreligiösen Friedensgebet und Musik weiter.
Es sprechen neben Dr. Mark Gutkin, dem Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde, und Kantor Isaac Tourgman der Bürgermeister, die evangelische Superintendentin Saskia Karpenstein, Propst Karl Kemper im Name der katholischen Kirche und Hodscha Erdinc Ergün für die muslimische Gemeinde. An der Veranstaltung in der Synagoge werden auch Petrinum-Schüler*innen teilnehmen. Das Gymnasium gestaltet bereits am Freitagvormittag die offizielle Veranstaltung der Stadt anlässlich des Holocaust-Gedenktages. „Das Veranstaltungsformat des Koffermarsches passt sehr gut zu den Bemühungen der Stadt, die in mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Bündnis für Toleranz und Zivilcourage die Gedenkkultur kontinuierlich weiterentwickelt hat. Neben etablierten Veranstaltungen sind weitere Module die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig und das Online-Gedenkbuch, in dem auf der Homepage der Stadt die Schicksale vieler Opfer der Nazi-Diktatur dokumentiert sind“, führte Christoph Tesche aus.
Für den Bürgermeister liegt auf der Hand: „Einmal zu demonstrieren, reicht natürlich nicht aus. Vielmehr ist ein dauerhaftes Engagement aller Demokratinnen und Demokraten gefragt. Dazu wollen wir als Stadt unseren Beitrag leisten. Jeder ist willkommen, der sich Extremisten in den Weg stellt und für die Werte unserer Demokratie, die im Grundgesetz verankert sind, einsteht. Wir müssen gemeinsam noch stärker als bisher Hass, Hetze und Geschichtsvergessenheit den Kampf ansagen. Und das nicht nur auf der Straße, sondern bei der Arbeit, in der Familie und im Bekanntenkreis“, ist Christoph Tesche überzeugt.
Pressefoto:
Sie laden unter dem Motto #WeRemember zum Koffermarsch ein: Bürgermeister Christoph Tesche, Isaac Tourgman (Kantor Jüdische Kultusgemeinde), Superintendentin Saskia Karpenstein, Erdinc Ergün (Hodscha muslimischer Kulturverein VIKZ), Propst Karl Kemper (v.l.). Foto: Stadt RE